Zypernreise September 2017
Mitte September ging es mit meinem Mann Patrick und natürlich meiner Kamera nach Zypern, wo ich meine Freundin Anna besuchte, die ebenfalls Fotografin ist und die mit mir zusammen das psychologische Coachingtraining in Colorado absolviert hatte und mit der ich ein Interview filmen wollte. Patrick und ich gönnten uns außerdem etwas, was wir schon seit über einem Jahr vorhatten: Wir wollten Tauchen lernen! Als unglaubliche Wasserratte und großer Naturfreund (und nicht zu vergessen: zu einem Drittel Meeresbiologin) ist dies schon lange ein Traum von mir und bereits das Schnorcheln genieße ich sehr. Bislang besitze ich noch keine Unterwasserkamera oder -Gehäuse, aber wir konnten uns die Actioncam von Patricks Bruder ausleihen.
Ich muss sagen, ich neige dazu, ein übervorsichtiger Schisser zu sein, und auch bei unserem ersten Tauchgang war ich furchtbar nervös. Die Übungen, die wir am Anfang gemacht haben, um auf Notfälle vorbereitet zu sein, bei denen Extremsituationen nachgestellt werden und das richtige Verhalten dabei, z.B. wenn einem die Maske verrutscht oder weggerissen wird, die Luft ausgeht, die Luftversorgung einen Defekt hat oder man schnell auftauchen muss, haben mir sehr geholfen. Wahrscheinlich wird mir nichts von alledem jemals passieren, aber damit direkt in der sicheren Umgebung konfrontiert zu sein hält von vornherein das Gehirn davon ab, sich irgendwelche Szenarien zurechtzuspinnen und sich etwas unnötig auszumalen und aufzubauschen.
Wir fingen nicht im Swimmingpool, sondern direkt in einer Meeresbucht an, was für mich schon eine Herausforderung war, und als wir uns in immer tiefere Gefilde vorwagten, musste ich an einer Stelle einfach auftauchen und einen “Realitycheck” machen. Ein richtiger Panikanfall war es nicht, aber ich bekam schon ziemlich Angst und konnte es erstmal gar nicht mehr genießen. Was mich in dem Moment unglaublich beeindruckt hat, war die Geduld, Fürsorglichkeit und Freundlichkeit meines Tauchlehrers Chevdet. Schon bei den Übungen am Anfang hatte er alles sehr gut erklärt und mir alle Zeit gelassen, die ich brauchte, und mich immer wieder mit Lob ermutigt, und auch jetzt merkte ich, wie wichtig es ist, von einem Profi diesen Halt zu bekommen, wenn man sich in einer völlig neuen und unvertrauten Situation wiederfindet. Wieder auf dem Meeresgrund lenkte er mich nun ab, indem er mir immer wieder schöne Muschelschalen in die Hand drückte.
Dies erinnerte mich an die große Verantwortung, die ich als Fotografin meinen Kunden und Fotomodellen gegenüber habe. Man fühlt sich wirklich sehr unsicher, regelrecht ausgeliefert, wenn man etwas zum ersten Mal macht, was auch immer es ist, und man keine Ahnung hat, ob man sich gut anstellt. Das Verhalten meines Tauchlehrers Chevdets hat dafür gesorgt, dass ich das Tauchen als neues Hobby lieben lernen konnte und mich gerne an die Zeit auf Zypern zurückerinnere. Beim Anblick der Bilder, die der ebenfalls supercoole Chef der Tauchschule, Tevfik von Patrick und mir gemacht hat, kommen diese positiven Assoziationen in mir hoch, die ich mit dem Erlebnis verknüpft habe.
Sehr oft habe ich Kunden, die sich zum allerersten Mal vor eine professionelle Kameralinse wagen, meistens für ein Engagementshooting für die bevorstehende Hochzeit. Früher war ich nur auf eine Sache fokussiert: Technisch einwandfreie Bilder zu produzieren. Doch heute, mit mehr Erfahrung und einem größeren Blick fürs Ganze, und auch, da ich einiges an eigenen Modelerfahrungen sammeln konnte über die Jahre, weiß ich, wie wichtig auch das Zwischenmenschliche ist. Meinem Gegenüber die Unsicherheit zu nehmen bzw. ihn oder sie trotz gewisser Unsicherheiten, sei es, wie man posed oder in Bezug auf den eigenen Körper, gut durch das Shooting zu leiten und ihm das Gefühl zu geben, nie allein gelassen zu werden und mir alles sagen zu können. Mir ist es wichtig, dass meine Fotomodelle, Bräute und einfach alle, die mir ihr Vertrauen schenken, sich bei mir wohlfühlen und sich nachher ihre Fotos ansehen und mit einem guten Gefühl an unser gemeinsames Shooting erinnert werden und es mit einem kleinen Erfolgserlebnis verknüpfen. Ich hatte sogar schon Fotoanfänger vor der Linse, die danach die Leidenschaft fürs Modeln oder sogar selbst fürs Fotografieren für sich entdeckt haben!
Danke an Chevdet, der mir das nochmal so klar vor Augen geführt hat und mir hierbei ein gutes Vorbild ist. Vor allem habe ich diesem Mann angemerkt, wie sehr er seinen Job liebt (nicht zu glauben, dass er früher Colonel im Militär war!) und ich freue mich, dass uns ab nun die Unterwasserwelt offen steht! Die Anschaffung einer Unterwasserkamera steht nun ganz klar auf dem Plan!